Wo in Europa ist es am Grünsten? Auf den Azoren! Davon sind wir beiden „Suessen“ inzwischen überzeugt!
Aber warum fasziniert uns Menschen die Farbe Grün so sehr?
Vermutlich aus Erfahrung und aus Jahrmillionen der Evolution: in der Natur dominiert die Farbe Grün. Es bedeutet Nahrung, Wachstum, Schutz, gibt Aufschluss über die Frische, die Jahreszeit oder die Witterung. Grün war und ist die wohl wichtigste Farbe im Farbspektrum – sie ist die Farbe des Lebens. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb das menschliche Auge mehr Schattierungen von Grün als von jeder anderen Farbe sehen kann.
Und in unserem Urlaub auf den Azoren haben wir vermutlich ALLE möglichen Grüntöne, die das menschliche Auge wahrnehmen kann, gesehen. Wir hätten selber nicht gedacht, dass es davon so viele gibt.
Aber auf den Azoren gibt es noch viel mehr als das. Daher zunächst ein paar Eindrücke von unserem ersten Stopp!
Die ersten Tage unseres 14 tägigen Azorenurlaubs verbringen wir auf Terceira, der drittgrößten Azoren-Insel, besser bekannt unter dem Namen „Insel des heiligen Geistes“. Wir gehen dem natürlich auf die Spur! Was wird uns hier wohl erwarten?
Seit der Besiedlung der Azoren wurden die Inseln immer wieder von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen heimgesucht. Zum Schutz vor diesen nicht abwendbaren Ereignissen wendeten sich die Azoreaner an den Heiligen Geist. Auf allen Azoren-Inseln finden sich deshalb die „Imperios“, kleine Kapellen zu Ehren des Heiligen Geistes. Das Zentrum des Heiligen-Geist-Kultes ist Terceira, wo es insgesamt 72 Imperios gibt. Bei den Kapellen handelt es sich eigentlich nicht um Kapellen, sondern um Schreine. Hier wird nicht gebetet, sie sind nur ein sicherer Aufbewahrungsort wichtiger Insignien, die ihre Türen nur zum Heilig-Geist-Fest öffnen. Die Heilig-Geist-Feste finden jedes Jahr zwischen Pfingsten und der ersten Oktoberwoche statt. Und wann waren wir auf den Azoren? Genau! In diesem Zeitraum! Aber zu den Festlichkeiten an anderer Stelle mehr!
Wir sind begeistert von der unterschiedlichen Gestaltung der Heilig-Geist-Kapellen und achten in jedem Ort, den wir durchfahren darauf, die Heilig-Geist-Kapelle nicht zu verpassen.
Als Nächstes wollen wir ein bisschen Hauptstadtluft schnuppern. An Tag zwei: gesagt, getan! In Terceiras Hauptstadt Angra do Heroísmo, der alten Hauptstadt der Azoren, fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Die Renaissance-Stadt gehört seit 1983 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist zugleich Bischofssitz der Azoren.
Hier ist es unheimlich ursprünglich, wir sehen nur wenige Touristen im Stadtzentrum. Zur Mittagszeit schließen die Geschäfte und Museen und so haben wir Gelegenheit in einem tollen kleinen Lokal mit vielen Einheimischen typische Azoreanische Tapas zu essen.
Wir merken recht schnell: frischer Fisch und Meeresfrüchte, Rind, Ei mit (wenig) Gemüse werden hier gern gegessen.
A propos Rind! Der ländliche Teil der Insel wird vor allem für die Viehzucht genutzt. Die Weiden sind auf Terceira durch kleine dunkle Lavasteinwälle in Parzellen unterteilt, auf denen die Rinder weiden. Von oben betrachtet wie z.B. am Aussichtspunkt Serra do Cume, dem Rand eines Riesenkraters, sind die Schachbrettweiden wunderbar zu bestaunen. Hier wechseln Sonne, Nebel und Wolken sehr schnell, daher auch bei schlechterer Sicht einfach eine Weile innehalten und warten! Der Nebel zieht vorbei!
Wir sind aber nicht primär für Geschichte, Kultur und Viehzucht auf den Azoren. Nein, wir Suessen wollen wandern und die Natur entdecken mit all ihren eingangs genannten Grüntönen. Darum nutzen wir auch zwei von vier Tagen auf Terceira um die Insel zu Fuß zu erkunden. Beim Wandern!
Auf unseren Wanderungen sehen wir Blumen, soweit das Auge reicht. Hortensien, Hortensien, Hortensien, in allen möglichen Farben! Zum Teil sind es wahrhafte Hortensienalleeen… die Pflanzen nehmen Ausmaße ein, von denen wir zuhause auf Balkonien nur träumen können. Es gibt auch viele andere Blumen zu bestaunen, von denen wir leider die Namen nicht kennen. Mrs Suess sagt zu jeder zweiten: „Montbretie, meine Lieblingsblume!“
Unser Wandertour-Highlight auf Terceira ist: Mistérios Negros. Hier wandern wir auf abenteuerlichen Pfaden durch dschungelartige Vegetation entlang drei vulkanischer Felsdome. Zunächst geht es entspannt vorbei an kleinen Moorseen. Schon bald wird der Weg aber schmaler und wir kraxeln durch schwarze Vulkanhügel, hier muss man schon ab und an den Kopf einziehen, um sich nicht am Vulkangestein zu stoßen. Die Kraxeltour ist aber nur kurz, schon bald gelangen wir auf eine Hochebene und haben einen herrlichen Ausblick über das wilde Hochland Terceiras. Eben noch im dunklen Dschungel, ein paar Minuten später bereits inmitten von tollen Blumen und noch nie zuvor gesehenen endemischen Pflanzen.
Einfach schön. So geht es auch auf dieser Wandertour weiter, es folgen noch Abschnitte im Sicheltannenwald und auf einem Wiesenpfad. Zum Schluss entscheiden wir uns noch für eine Tourvariante und steigen auf den Kraterrand des Vulkans Pico da Gaspar hinauf um einen Blick in den bewachsenen Kraterkessel zu werfen. Eine wirklich abwechslungsreiche Tour, sowohl in Bezug auf die erforderliche Wanderkondition und Anforderung als auch auf die Vegetation.
Ein Must-See auf Terceira ist unserer Meinung nach die Besichtigung des Algar do Carvao. An unserem letzten Tag auf der Insel besichtigen wir dann auch mal „das oft im Internet angepriesene Highlight Nr. 1″ auf Terceira. Wir sind zwar anfangs noch skeptisch, weil wir selten das mögen was so viele mögen. Einmal in den Vulkan gestiegen, sehen wir sofort: Es ist einzigartig, schön! Sowas werden wir wohl nie wieder sehen! Aber was genau ist denn dieses Algar do Carvao? Es handelt sich um einen Schlot eines erloschenen Vulkans. Man kann viele Meter ins Innere des Vulkans hinabsteigen und von unten den mit Moosen und Farnen bewachsenen Vulkanschlot hinaufschauen. Ein wirklich erhabener Anblick. Wir steigen dann noch tiefer hinab ins Innere des Vulkans und sehen einen natürlichen See am Grund der Höhle. Es ist feucht und kühl, aber wo Licht hinkommt wächst etwas. Einfach unglaublich! Auch wir „Suessen“ müssen einsehen, es ist eines „der“ Highlights der Insel. Das nennt sich wohl Intelligenz der Masse …
In der recht kurzen Zeit auf Terceira nehmen wir so viele Eindrücke und Erinnerungen mit. Von vielen haben wir hier gar nicht berichtet (wie z.B. Hip Hop/Rap-Abend neben der Army Base, schwierige Landung und verzögerter Start und heftige Windböen, plötzlich im Nirgendwo ohne Sicht und heftig Nebel, Spazieren am längsten Sandstrand der Azoren, Naturswimmingpools und und und …)
Uns scheint es als wären wir viel länger als nur vier Tage auf der Insel gewesen. An unserem letzten Abend gehen wir im Restaurant R 3 gegenüber unseres Hotels essen und probieren endlich auch eine Flasche von dem regional auf Terceira, in Biscoitos, angebauten Wein: So lecker (unten findet Ihr übrigens auch den Link zum Wein)! Warum haben wir den eigentlich nicht schon eher bestellt? Wir schlafen ein letztes Mal im familiengeführten Atlantida Mar mit dem Meeresrauschen als Backgroundgeräusch …
… und nun geht’s für uns Suessen auf zur nächsten Insel, nach Sao Miguel!
Hotel-Tipp: Atlantida Mar Website: www.atlantidamarhotel.com Wander-Tipp: Tour 11 - im DuMont Wanderführer "DuMont aktiv Wandern auf den Azoren" Website: Mistérios Negros Wein-Tipp: Magma, aus Biscoitos Website: Magma-Verdelho
Hier geht’s zu unseren schönsten Impressionen …
Genuss-Faktor: 3
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